Wasserturm am Giersberg Braunschweig
Der Wasserturm am Giersberg ist ein Wahrzeichen Braunschweigs – für die höher wohnenden Einwohner weithin sichtbar, abends sogar LED-illuminiert. Seine Adresse ist Hochstraße 15. Hier lag ein ehemaliger katholischer Friedhof. Eigentümer ist die BS energy. 1901 gebaut, 1902 in Betrieb genommen und 1987 stillgelegt, seit 1995 ein Baudenkmal inklusive der bei anderen Wassertürmen selten erhaltenen Technik. Die Funktionen von Wassertürmen sind einmal eine Speicherung von
Frischwasser, um bei erhöhter Abnahme zusätzliches Wasser zu liefern. Zum anderen erzeugen sie aufgrund der Höhe den notwendigen Druck, um höhere Häuser bis in die oberen Etagen mit Wasser zu versorgen. Physikalisch: Durch den hydrostatischen Druck und das Prinzip der kommunizierenden Röhren, steht eine homogene Flüssigkeit wie Wasser überall gleich hoch, wie hier die Höhe des Wasserspiegels im Behälter.
Entworfen von Stadtbaurat Osterloh
Der Giersberger Turm wurde vom Stadtbaurat Max Osterloh (1851 bis 1927) in historistisch barocker Bauform entworfen, nach Vorbild des mittelalterlichen Wehrturms und mit roten Ziegeln und Putzflächen ausgeführt. Höhe 58,7 Meter inkl. der Wetterfahne, Durchmesser 22 Meter an Fuß und Traufe sowie 18 Meter am Mittelstück. Der Wasserbehälter befindet sich in 30 Metern Höhe und fasst 2.000 Kubikmeter (etwa 14.000 Badewannen voll). Da der Giersberg erhöht liegt, ergibt sich eine Wasserhöhe von 111,5 Metern über NN. Seit dem Mittelalter versorgten 2 Jördebrunnen (vor dem Fallersleber Tor und vor dem Hohen Tor) Braunschweig mit Frischwasser. Daneben auch Nachbarschaftsbrunnen (freiwillige private Zusammenschlüsse von Grundstückseigentümern, die Ziehbrunnen hatten). Ab dem 16. Jahrhundert entnahm man auch Wasser aus der Oker. 1865 ging das Wasserwerk im Bürgerpark in Betrieb. Dazu wurde Wasser aus der Oker gepumpt und dann in Becken und durch eine einfache Sand- und Kiesfilteranlage geführt, bevor es in die Stadt zu den Verbrauchern verteilt wurde. Durch die Industrialisierung verschmutzte das Wasser jedoch immer mehr, sodass diese Technik nicht mehr ausreichte. Daher bauten die Stadtwerke am Bienroder Weg ein Wasserwerk, um mit dem dort vorgefundenen Grundwasser die Stadt zu versorgen. Jetzt benötigte man einen Wasserturm, um Schwankungen im Wasserverbrauch auszugleichen und den gewünschten Wasserdruck zu gewährleisten. Braunschweig expandierte in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts und nach 1945 durch die deutschen Flüchtlinge der Ostgebiete noch viel mehr. Die Wasserversorgung durch Ausgleichs- und Drucktürme war nicht mehr zeitgemäß. Der Wasserdruck ließ sich mit geregelten Pumpen im Stadtgebiet besser aufrecht erhalten, das Volumen des Behälters war mit 2.000 Kubikmetern nicht ausreichend und aus hygienischer Sicht, der Wasserbehälter des Turmes ist oben seitlich offen, war die Wasserqualität nicht optimal. Braunschweig wird seit 1972 mit Harzwasser versorgt Seit etwa 1972 versorgt größtenteils Harzwasser Braunschweig, welches in großen unterirdischen Tiefbehältern im Bürgerpark zwischengelagert wird. Hamburg hat gemäß Wikipedia noch elf Wassertürme, die heute unterschiedlichsten Nutzungen unterliegen. Keiner erfüllt mehr seinen eigentlichen Zweck. Sie dienen zu Wohnzwecken, als Vereinsheim, als Gaststätte, als Fitnesscenter, als Planetarium oder Museum. Ein ganz besonderer Wasserturm wurde zum Mövenpick Hotel umgebaut. Der Schanzenturm, gebaut 1910, fasste ein Volumen von 4.700 Kubikmetern und war damit Europas größter Wasserturm. Nach Entkernung und Ausbau (2005 bis 2007) beherbergt er heute ein Messe-Hotel der Kategorie 4 Sterne mit 226 Zimmern, 13 Seminar- und Tagungsräumen und einem hochklassigen Gastronomiebereich. Ein unvergleichlicher Loftcharakter, gepaart mit modernen Zimmern – ein tolles Ambiente, wie ich erleben durfte. Unser Braunschweiger Modell gibt es als Kleinausfertigung. Mitbürger Friedrich Staats hat das Unikat in dreijähriger Arbeit aus Apfelsinenkistenholz, Silvesterraketenstangen und Streichhölzern im ungefähren Maßstab 1:50 zusammen gebaut. Ein Architekt und Bauherr honoris causa minimalis.
1902 – Wasserturm am Giersberg, man beachte die neueste Kinderwagenmode!
2019 – Blickwinkel ein anderer – Grund: ein Baum davor.
Dieser Artikel ist ein Teil der Magazinreihe „Damals & heute“, herausgegeben von FUNKE Medien Niedersachsen GmbH. Text von Dirk Teckentrup – Ihr Immobilienmakler Braunschweig.