Stobenstraße Braunschweig

Die Stobenstraße im südlichen Stadtgebiet zwischen Bohlweg und Aegidienmarkt gelegen, heißt um 1395 Stovenstrate und ist nach der dort ab etwa 1300 in Höhe des heutigen Waisenhausdamm befindlichen Badestube (norddeutsch: Stove – Badestube; altfranzösisch: estuver – in warmes Wasser stecken) benannt. Das Wasser bekam die Badestube durch den dahinter verlaufenden Wendenmühlgraben. Im Mittelalter waren Badestuben gesellschaftliche Anlauf- und Treffpunkte Badestuben waren im Mittelalter ein gesellschaftlicher Treffpunkt. Der Bader oder Stübner als Arzt der „kleinen Leute“ behandelte Krankheiten, auch durch den bekannten „Aderlass“. Ebenso gab es hier oft Scherer oder Barbiere, die für das Haarschneiden oder Bartscheren zuständig waren. Badestuben wurden in vielen Fällen auch zu manch unzüchtigem Treiben genutzt, wobei sie wiederum als Herde der Ansteckung zum Beispiel mit Geschlechtskrankheiten galten. In den Bädern wurde nicht nur in Wasser gebadet, sondern es wurden meist Dampfbäder genommen. Sie hatten ihre Blüte im Spätmittelalter (circa 1250 bis 1500 Jahrhundert).

Die Aegidienkirche hat eine wechselvolle Geschichte

Unser Blick der Ansicht um 1900 wird mittig auf die Aegidienkirche geführt. Diese Kirche hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Ihr romanischer Vorgängerbau (1115 erbaut) brannte 1278 nieder, danach wurde sie als gotische Kathedralkirche neu erbaut und im 15. Jahrhundert fertiggestellt, 1528 im Zuge der Reformation als protestantisches Gotteshaus geweiht und 1811 durch den Einfluss der französischen Besetzung Braunschweigs säkularisiert. Danach diente sie als Militärdepot, Magazin, Konzertsaal und Museum. Nach dem 2. Weltkrieg 1945 der katholischen St.-Nicolai-Gemeinde, die ihre Kirche im Feuersturm der Bomben verloren hatte, übergeben. Sie dient bis heute als Katholisches Gotteshaus. Dass wir sie als Hallenkirche sehen, hat einen bautechnischen Hintergrund: Ursprünglich waren Doppeltürme geplant, aber aufgrund des Baugrundes (ehemaliger Flusslauf der Oker, dadurch sumpfiger Boden) stürzten die Türme immer wieder zusammen, sodass letztendlich 1817 die letzten Reste der Turmbauversuche abgerissen wurden.

Stobenstraße heute

Die Fachwerkhäuser wurden von Bomben hinweggefegt

Die Fachwerkhäuser der Stobenstraße fegten die Bomben des 2. Weltkrieges hinweg. Nach 1945 wurde die Straße auf die verkehrstechnischen Erfordernisse getrimmt. Wesentlich breitere Straßenführung und 2 bzw. 3 Fahrspuren in jede Richtung sowie ein eigenes Gleisbett für die Straßenbahn. Die Bausubstanz, die wir heute sehen, stammt aus den 50er bis 70er Jahren. Städtebaulich, wie ich finde, kein großer Wurf, war man in den Nachkriegsjahren eher auf die Zweckmäßigkeit ausgerichtet.

 

Dieser Artikel ist ein Teil der Magazinreihe „Damals & heute“, herausgegeben von FUNKE Medien Niedersachsen GmbH. Text von Dirk Teckentrup – Ihr Immobilienmakler Braunschweig.

 

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