Schöttlerstraße Braunschweig
Die Schöttlerstraße liegt im westlichen Ringgebiet und ist eine Verbindungsstraße zwischen der Frankfurter Straße und der Kramerstraße. Bebaut wurde die Schöttlerstraße ab 1898, die Häuser hatten 2- bis 3-Zimmer-Wohnungen und die Bewohner waren „einfache Leute“ wie Arbeiter, kleine Angestellte und hauptsächlich Handwerker. Bauherren der Häuser waren selbstständige Handwerker wie der Schlossermeister Küster, der Tischlermeister Metje und der Bauunternehmer (Maurermeister) Waßmann. Das Haus Nr. 16 wurde zuerst fertiggestellt und bezogen. Ihren Namen hat die Straße von Friedrich Wilhelm Schöttler (geboren 1829 in Osterode – gestorben 1895 in Braunschweig). Schöttler war unter anderem erfolgreicher Unternehmer und Politiker. Er saß für Braunschweig von 1874 bis 1877 im Deutschen Reichstag als nationalliberaler Abgeordneter. Schöttler bekam den Ehrentitel eines Kommerzienrates. Dieser Titel wurde in Deutschland und Österreich (in Österreich auch heute noch) an Persönlichkeiten aus dem Wirtschaftsleben nach Stiftungen für die Gemeinschaft und besonderen Leistungen als Arbeitgeber oder Fabrikant vergeben. Schöttler war einer der Direktoren der BMA (Braunschweigische Maschinenbauanstalt, 1853 in Braunschweig gegründet), welche noch heute existiert und ihren Sitz Am Alten Bahnhof 5 in Braunschweig hat. Die BMA liefert Maschinen zur Zuckerfabrikation aus Zuckerrüben und Zuckerrohr. Die Firma ist weltweit mit fünf Tochtergesellschaften in Brasilien, China, Russland, Tunesien und den USA tätig und ihre Exportquote beträgt 90 Prozent. Bisher wurden über 400 Fabriken weltweit gebaut und Hunderttausende einzelne Ausrüstungen geliefert – ein Braunschweiger Erfolgsmodell.
1908 – „Kleine Leute“-Gegend mit vielen Kindern.
2018 – Autos, Bäume und noch viel Altbausubstanz.
2016 wurden weltweit etwa 277 Millionen Tonnen Zuckerrüben und 1,9 Milliarden Tonnen Zuckerrohr produziert. Die weltweit größten Erzeuger von Zucker sind Brasilien und Indien, Deutschland steht im Vergleich auf Platz 9 (2003). Der Jahresverbrauch von Zucker lag 2013 in Deutschland bei 32,7 kg pro Person. Zucker ist wichtig für die Produktion von Lebensmitteln, in fast allen Fertiggerichten stecken heute Zuckeranteile. Ob Backwaren, Salate, Wurst, Joghurt, Cola usw. – überall sind teils größere Mengen an Zucker enthalten und die Süßwarenindustrie lebt vom Zucker. Auf der anderen Seite stehen steigende Zahlen an Kranken, wie Diabetiker, chronisch Übergewichtige und Herz-Kreislauf-Erkrankte. Der Zuckerverbrauch zum Beispiel in Österreich hat sich von 1847 auf 1997 um das 20-fache gesteigert. Es wäre an der Zeit, über andere Verwendungsmöglichkeiten der Zuckerpflanzen nachzudenken, aus denen man auch Bioethanol oder Biogas gewinnen kann, ein nachwachsender Rohstoff für die Energieversorgung. Im Haus Schöttlerstraße 13 wohnte um 1900 der Hutmacher Rindfleisch. Hutmacher, heute als Modisten bezeichnet, gab es schon im Mittelalter. In Nürnberg ist 1363 die Existenz einer Hutmacherzunft belegt. Zur Zeit unserer Ansichtskarte waren Hüte und Mützen für Männer und Frauen ein gefragtes und natürliches Kleidungsstück, kaum jemand ging ohne. Heute ein ganz anderes Bild, wer trägt Hut? Wer auf sich was hält und stylisch sein will? Oder zu besonderen Anlässen? Wann haben Sie das letzte Mal Hut getragen? In Braunschweig gibt es im Magniviertel mit der Modistin Margret Porwoll (raum 23) noch eine selbstständige „Hutmacherin“. Wussten Sie übrigens, was es mit dem sogenannten Hutmachersyndrom auf sich hat? Es ist eine Quecksilbervergiftung, die im 18. Jahrhundert viele Hutmacher betraf, da sie die mit Quecksilbersalzen behandelten Filze für die Hüte bearbeiteten. Das Schwermetall galt damals als ungefährlich. Der englische Ausdruck „Mad as a hatter“ (verrückt wie ein Hutmacher) ist darauf zurückzuführen. Der 2. Weltkrieg hat in der Schöttlerstraße nicht so stark gewütet wie anderswo, von 21 Gebäuden waren dreizehn unbeschädigt und nur vier waren ein Totalschaden. Wir sehen es im Vergleich der Ansichten.
Dieser Artikel ist ein Teil der Magazinreihe „Damals & heute“, herausgegeben von FUNKE Medien Niedersachsen GmbH. Text von Dirk Teckentrup – Ihr Immobilienmakler Braunschweig.