Magnitor Braunschweig

Das Magnitor ist heute der östliche Eingang zum Magniviertel, einem Viertel mit viel erhalten gebliebener Altbausubstanz. Seit 1400 hieß die davor liegende Straße vor sunte Magnus dore (vor dem Magnitore). Im Mittelalter war hier der Hauptausgang der Stadt nach Osten. Die Straße führte über den Streitberg nach Magdeburg. Das Leprosenhaus Braunschweigs lag ab 1230 an dieser Straẞe An dieser Straße lag ab 1230 außerhalb der Stadt das Leprosenhaus Braunschweigs. Die Lepra war eine Geißel des Mittelalters. Eine Infektionskrankheit, die für die damaligen Menschen ohne wissenschaftlichen Hintergrund wie eine Strafe Gottes erschien. Es herrschte große Angst vor der Ansteckung. Heute wissen wir, dass das Übertragungsrisiko eher gering ist. Der Krankheitsverlauf von bis zu 40 Jahren bedeutete, dass die Betroffenen lange damit lebten und immer entstellter durch Haut- und Skelettveränderungen wurden. Sogenannte Wundärzte (Barbiere und Scherer) diagnostizierten die Krankheit, die im Anfangsstadium schlecht erkennbar ist, weshalb es zu einigen Fehlurteilen kam. Auch wurde durch Bestechung das Erbe unliebsamer Verwandter eingestrichen, da die Erkrankten alle Rechte an Eigentum und Mitsprache verloren. Die Kirche schrieb die Versorgung der Aussätzigen außerhalb der Gemeinschaft in besonderen Spitälern, den Leprosenhäusern, vor. Nach 1400 verschwand die Krankheit aus Mitteleuropa.

Neubau des städtischen Museums

Auf unserer Ansicht um 1904 sehen wir auf der linken Seite noch Baracken hinter einer Mauer. Dieses ist ein Teilbereich des 1906 errichteten, vom Braunschweiger Architekten und Stadtbaurat Max Osterloh (1851-1927) geplanten Neubaus des Städtischen Museums. Nach Umbau und Neugestaltung im Jahr 2012 ist eine Reise in die reichhaltige Stadtgeschichte Braunschweigs sehr zu empfehlen. Besondere Schwerpunkte sind das Braunschweiger Kunsthandwerk, welches besonders im 17. und 18. Jahrhundert europäische Geltung hatte, sowie die Malerei und Graphik des 19. Jahrhunderts.

1904: Links vom Magnitor, hinter einer Mauer, wurde das Städtische Museum neu gebaut.

2015: Braunschweigs beliebte historische Kneipenmeile.

Das alte Braunschweig lebt im Magniviertel weiter

Auf der rechten Seite im Vordergrund liegt das Haus Magnitorwall 8 (1904 Sandweg 1) mit Gewerbeläden wie der Klempnerei Robert Warendorff und dem Wäschegeschäft Anna Warendorff, später war in diesem Haus die Magnitor Apotheke. Nach dem Umbau und der Fassadensanierung durch den bekannten Braunschweiger Architekten Hartmut Witt (1946-2011) ist hier seit dem Jahr 2009 das Cafe Strupait, in welchem die in Braunschweig verloren gegangene Zeit der guten alten Cafes (unter anderem Wagner und Tolle) wieder auflebt. Sie bekommen selbst gebackenen Kuchen und leckere, ausgewählte Gerichte. Ein Besuch lohnt auch hier. Das Ambiente wurde sorgsam herausgearbeitet und die Räumlichkeiten entfalten den alten Charme der Gründerzeit. Wir können festhalten, diese Stadtansicht hat sich in über 100 Jahren kaum verändert, das alte Braunschweig ist hier gut wiederzuerkennen.

 

Dieser Artikel ist ein Teil der Magazinreihe „Damals & heute“, herausgegeben von FUNKE Medien Niedersachsen GmbH. Text von Dirk Teckentrup – Ihr Immobilienmakler Braunschweig.

 

Zurück zur Übersicht