Lessingplatz Braunschweig
Der ursprüngliche Lessingplatz in Braunschweig lag im südlichen Innenstadtgebiet um das im Jahr 1853 errichtete Lessing-Denkmal herum. Heute heißt der gesamte Bereich zwischen der Villa Salve Hospes und der ehemaligen Garnisonsschule so. Bis 1933 teilte sich dieses Areal in zwei Plätze, einmal den größeren Siegesplatz im südlichen Bereich und dem nördlichen „kleinen“ Lessingplatz. Zwischen 1933 und 1950 hieß der gesamte Bereich Siegesplatz. Unsere Ansicht von 1903 ist vom kleinen Lessingplatz. Der Namensgeber Gotthold Ephraim Lessing (1729 Kamenz-Oberlausitz – 1781 Braunschweig) war ein bedeutender Dichter des rationalen Denkens der deutschen Aufklärung des 18. Jahrhunderts. Lessing war Magister der sieben freien Künste. Seit der Antike galten die drei Fächer Grammatik, Rhetorik und Dialektik im sprachlichen, sowie die vier Fächer Arithmetik, Geometrie, Musik und Astronomie im mathematischen Bereich als die dem freien Mann angemessene Bildung. Im Mittelalter dienten sie der Vorbereitung auf die Fakultäten Theologie, Jurisprudenz und Medizin. Nach Braunschweig kam Lessing 1770. Er wurde Bibliothekar in der Herzog August Bibliothek von Wolfenbüttel. Diese Stellung verschafften ihm Personen aus dem Umfeld des Herzogs mit dessen ausdrücklichem Wohlwollen. So wie es heißt, wurde sie für Lessing freigemacht. Er konnte mit dieser Anstellung finanzielle Probleme in den Griff bekommen. 1771 nahm ihn die Freimaurerloge „Zu den drei Rosen“ in Hamburg in ihren Kreis auf. Lessing reiste 1775 mit dem Braunschweiger Prinzen Leopold nach Italien, zu der Zeit die Kulturnation, wo er, wie auch später Goethe, seinen kulturellen Horizont erweiterte. 1776 heiratete er Eva König verw. Hahn. Diese starb 1778 nach der Geburt und kurz darauf folgendem Tod des gemeinsamen Sohns Traugott am Kindbettfieber. Lessing litt an Asthma und diese Schicksalsschläge mögen dazu beigetragen haben, dass er durch eine Erkältung geschwächt am 17. Februar 1781 an Serothorax (Brustwassersucht) starb. In seinem Todeshaus am Aegidienmarkt unterhielt er eine Wohnung. Er soll sich bis zuletzt angeregt über Kirchenpolitik unterhalten haben.
1901 – Lessingplatz – Kleine Kinder im Sonntagsstaat – umzäumtes Buschwerk.
2017 ein offener, aufgelockerter Platz mit Bänken zum Ausruhen und Genießen.
Der Magnifried: Lessings letzte Ruhestädte
Lessing fand seine letzte Ruhestätte auf dem Braunschweiger Magnifriedhof, wo auch heute noch sein Grab zu besuchen ist. Lessing war in Deutschland einer der führenden Aufklärer und Vordenker des neuen Selbstbewusstseins des Bürgertums. Durch seine Leistungen wurde der Weg zur späteren „Volksherrschaft“, der Demokratie bereitet. Sein letztes und wohl bekanntestes Werk: „Nathan, der Weise“ handelt zur Zeit des dritten Kreuzzuges (1189 bis 1192) im Heiligen Land und setzt sich mit der Stellung der drei Weltreligionen Christentum, Islam und Judentum zueinander auseinander. Hier wird die Frage der einzig wahren Religion aufgeworfen – unter dem Aspekt der Toleranzidee, eben andere und fremde Überzeugungen gelten zu lassen. Die Hauptfigur Nathan erweist sich durch seine beeindruckende Persönlichkeit als der Mittler zwischen den verschiedenen Ansichten des Sultans, des Tempelherrn und seiner Religion. Man muss sich bewusst machen, dass Lessing dieses Werk unter Eindruck des Todes seiner nächsten Familienangehörigen und seines nahenden eigenen Todes geschrieben hat. Sollten Sie es nicht kennen, meine Empfehlung. Das markante klassizistische Fachwerkgebäude im Hintergrund unserer Bilder beherbergte die Garnisionsschule, deren Eröffnung 1796 Herzog Karl Wilhelm Ferdinand veranlasste. Hier wurden Kinder von Streitkräften der Braunschweiger Garnison, besonders der Aegidienkaserne unterrichtet, diese grenzte unmittelbar an das Grundstück. Der 2. Weltkrieg fügte dem Gebäude schweren Schaden zu, nach 1945 setze man es instand, den westlichen Teil allerdings nur einstöckig. Der Platz ist ein viel zu wenig beachtetes Juwel in der hektischen Großstadt.
Dieser Artikel ist ein Teil der Magazinreihe „Damals & heute“, herausgegeben von FUNKE Medien Niedersachsen GmbH. Text von Dirk Teckentrup – Ihr Immobilienmakler Braunschweig.