Kohlmarkt Braunschweig

Das markante Eckhaus am Kohlmarkt im Schnittpunkt der Fußgängerzone Hutfiltern und Schuhstraße ist heute allen Braunschweigern bekannt, auch die Bombenangriffe des 2. Weltkriegs „überlebte“ das Haus und steht heute als eindrucksvolles Beispiel schöner Gründerzeitarchitektur auf dem wohl teuersten Boden in Braunschweig. (Der Bodenrichtwert für das Jahr 2014 weist hier einen Wert von € 5.600 per m² aus.).

Ein goldener Stern oben am Giebel.

Aber wer weiß noch, dass der Name „Haus zum goldenen Stern“ ursprünglich einem viel älteren Gebäude gegolten hat. An dieser Stelle wird schon Mitte des 14. Jahrhunderts von einem großen Fachwerkhaus „to dem guldenen Sterne“ berichtet. Das Haus hatte seinerzeit ebenfalls einen goldenen Stern am Giebel. Im Mittelalter war die Bezeichnung Goldener Stern für ein Gasthaus nicht unüblich, da der Stern als Schutzsymbol und als Wegweiser (Stern des Südens) galt. Symbole wurden genommen zur besonderen Hervorhebung und dadurch dem leichteren Auffinden für Ortsunkundige.
Der in Braunschweig bekannte und hier auch verstorbene Dichter, Dramatiker und Aufklärer Gotthold Ephraim Lessing (1729 bis 1781) war zu seiner Zeit bevorzugt in einem Gasthof dieses Hauses  abgestiegen. Mit seinen Dramen und theoretischen Schriften, die vor allem dem Toleranzgedanken verpflichtet sind, hat Lessing der weiteren Entwicklung des Theaters einen wesentlichen Weg gewiesen. Seine Werk wird bis heute ununterbrochen in den Theatern aufgeführt.

Sternhaus am Kohlmarkt

Hauptumschlagsplatz für Waren und Passagiere

Auf unserer Ansicht um 1890 sehen wir rechts unten die Fahrgastspediteure der damaligen Zeit: Pferdedroschken! Bevor 1838 der Hauptbahnhof in Braunschweig eröffnet wurde, hatte sich hier der Hauptumschlagsplatz für Waren und Passagiere herausgebildet.

1890: Das alte Haus zum goldenen Stern, ein beeindruckendes Fachwerkhaus.

2016: Der Nachfolgebau aus Stein ist nicht minder beeindruckend.

Droschkenkutscher Gustav Hartmann

Deutschlandweit bekannt wurde der „Fall“ des Droschkenkutschers Gustav Hartmann (1859 bis 1938), der als „Eiserner Gustav“ in die Geschichte einging. Besagter Gustav Hartmann unternahm 1928 eine Reise von Berlin nach Paris mit seiner Droschke und dem Pferd „Grasmus“ – immerhin über 1.000 Kilometer. Hartmann wollte damit auf die schlechte Situation der Pferdedroschken aufmerksam machen, die von den neuen Automobilien immer mehr verdrängt wurden. Er erlangte dadurch eine enorme Popularität, welche Hans Fallada zum Roman „Der eiserne Gustav“ inspirierte. Der Roman wurde auch als Fernsehserie erfolgreich verfilmt, in der Gustav Knuth (1901 bis 1987) die Hauptrolle spielte und hier schließt sich der Kreis: Knuth war geborener Braunschweiger. Aufgewachsen ist er im Haus Madamenweg 6a, welches heute noch steht.

Abriss des Fachwerkhauses

Im Jahr 1894 wurde das Fachwerkhaus trotz großer Bürgerproteste der Braunschweiger abgerissen und durch den heutigen massiven Steinbau ersetzt. Das Fachwerkhaus hätte die Feuersbrünste des Krieges wohl nicht überstanden. So konnten am „neuen“ Sternhaus die Bombenschäden beseitigt werden und  wir sehen es heute noch: Ein repräsentatives Haus in 1-A-Geschäftslage.

 

Dieser Artikel ist ein Teil der Magazinreihe „Damals & heute“, herausgegeben von FUNKE Medien Niedersachsen GmbH. Text von Dirk Teckentrup – Ihr Immobilienmakler Braunschweig.

 

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