Heinrichstraße Braunschweig

Namensgeber Herzog Heinrich II

Der Braunschweiger Historiker Jürgen Hodemacher bezieht den Namen auf Herzog Heinrich II (der Jüngere 1489-1568) von Braunschweig-Wolfenbüttel. Herzog Heinrich war der letzte katholische Herzog der Braunschweiger Welfen. Sein Sohn Julius nahm den evangelischen Glauben an und Heinrich war in seinen letzten Lebensjahren diesem Glauben nicht abgeneigt, förderte ihn sogar. Im Volksmund wurde Heinrich „der wilde Heinz von Wolfenbüttel“ genannt, da er im außerehelichen Verhältnis mit der Hofdame Eva von Trott (deren Tod vorgetäuscht wurde, damit sie sich weiterhin ungestört treffen konnten) 10 Kinder hatte. Martin Luther „würdigt“ dieses Verhältnis 1541 in seiner Flugschrift (mindestens vierseitige Broschüre; Flugblatt = einseitig) „Wider Hans Worst“.

In dieser geht er auf die Verleumdungen Heinrichs ein, in denen er den Luther ihn bezichtigt, dessen Schutzpatron Kurfürst Johann Friedrich I von Sachsen „Hans Worst“ genannt zu haben. Hans Worst – Hans Wurst – bezeichnete schon damals eine armselige und komische Figur. ReRormator Luther wies die Vorwürfe von sich und titulierte seinerseits Heinrich als Hans Wurst. Daneben rechnete er mit seinen Gegnern in der Katholischen Kirche ab und dieses – teils in Fäkalsprache –, aber intellektuell hochstehend sowie mit Bibelzitaten unterlegt.

Heinrichstraße heute

1910: Blickrichtung Hagenring – der Geschäftsinhaber posiert mit der Familie vor seinem Laden. 2016: Ein ruhiges Wohnumfeld, heute ohne Tante-Emma-Laden.

Schöne Gründerzeithäuser

Die auf der Ansicht von 1910 zu sehende Querstraße ist die Hagenstraße, die nach 1945 in Steinbrecherstraße umbenannt wurde. Die Heinrichstraße hatte damals große, schöne Gründerzeithäuser. Diese Bausubstanz ist bis heute größtenteils erhalten geblieben, wie wir auf der Ansicht von 2016 sehen können. Kleinere Kriegsschäden wurden beseitigt, die Bäume sind sicherlich nicht mehr die alten und die schmiedeeisernen Zäune sind fast alle verschwunden. Das Kopfsteinpflaster musste einer modernen Asphaltdecke weichen und es wurden Einstellplätze für die heute reichlich vorhandenen Pkws geschaffen. Dennoch auch hier eine Altbauidylle wie sie im Buche steht. Kolonialwarengeschäft Carl Beek Die alte Ansichtskarte zeigt uns rechter Hand das Kolonialwarengeschäft (heute genutzt von einem gemeinnützigen Verein) von Carl Beek, der auch der Initiator der Karte sein könnte. Es war damals verbreitet, dass Geschäftsinhaber sich zur Imagepflege Ansichtskarten drucken ließen, auf denen ihr Geschäft, der Inhaber und die Belegschaft bzw. wie hier die Familie zu sehen war. Emailletafeln übernahmen die Warenwerbung, wie zum Beispiel für Liebigs Fleischextrakt oder Thompsons Seifenpulver. Zudem waren auf Schiefertafeln mit Kreide die tagesaktuellen Sonderangebote verzeichnet. Ein besonderes Detail verlangt unsere Aufmerksamkeit: Links vom Eingang des Geschäfts steht einer der ersten Verkaufsautomaten Deutschlands. Aus der Antike weiß man, dass der Grieche Heron von Alexandria im ersten Jahrhundert n. Chr. einen Weihwasserautomaten mit Münzeinwurf entwickelt hatte. Um 1870 entstanden die ersten neuzeitlichen Automaten in den USA und in den 1880er Jahren in England. In Deutschland war es die Kölner Firma Stollwerk, die 1887 den ersten Münzautomaten mit Namen Rhenania herstellte und mit ihren Schokoladenriegeln und auch mit Zündhölzern füllte. Bei dem Automaten auf der Ansicht könnte es sich um einen etwas späteren Stollwerkautomaten handeln, für den Sammler heute eine fünfstellige Eurosumme bezahlen würden.

 

Dieser Artikel ist ein Teil der Magazinreihe „Damals & heute“, herausgegeben von FUNKE Medien Niedersachsen GmbH. Text von Dirk Teckentrup – Ihr Immobilienmakler Braunschweig.

 

 

 

Zurück zur Übersicht