Güldenstraße Braunschweig

Güldenstraße

Die Güldenstraße beginnt heute an der Kreuzung Prinzenweg/Südstraße/Gieseler und läuft in nördlicher Richtung bis zum Radeklint. Es ist eine Hauptverkehrstraße im westlichen Innenstadtbereich. 1297 hatte sie die Bezeichnung aurea platea (Goldene Straße), 1307 upper guldenen strate, 1606 auf einem Stadtplan Guldenstras und ab 1671 Güldenstraße.

Gold oder Dreck!?

Der Ursprung ist nebulös und liegt im Dunkeln der Geschichte. Die Erklärung, dass das genaue Gegenteil von Gold, nämlich Kot und Dreck, gemeint war, und die Straße satirisch so benannt wurde, wie die vergüldete Straße in Stralsund oder die Goldstraße in Rostock, ist hier wenig wahrscheinlich. Die Güldenstraße hatte, wie auf der Karte von 1908 zu sehen ist, viele  Fachwerkhäuser. Der Zweite Weltkrieg hat nach 1945 nicht viel davon übrig gelassen. Auf dem Foto von 2016 sehen wir, dass die Güldenstraße sehr stark verbreitert und einer autogerechten Stadt angepasst wurde. Die Michaeliskirche (jeweils etwa mittig im Bild) steht seit 1157 und hat auch dem Krieg getrotzt. Das große Fachwerkhaus „Haus zur Hanse“ (erbaut 1567) in der Güldenstraße 7 steht auch noch und vermittelt einen Eindruck, wie reichhaltig Braunschweigs fachwerkliches Erscheinungsbild einst war. Heute ist hier das Steakhaus und Hotel OX untergebracht.

Das schmalste Haus Braunschweigs

Angrenzend an den Michaelishof befindet sich das schmalste Haus Braunschweigs, dessen Breite nur 3,20 m beträgt. Anfang der 80er Jahre des 20. Jahrhunderts. wurde das 1758 erstmals urkundlich erwähnte Haus grundlegend saniert, nach außen steht heute nur noch die Fassade. Schwer vorstellbar, wie die Raumaufteilung bei knapp über 3 m funktioniert, so wie wir heute unseren Raumbedarf definieren. Das schmalste Haus Europas soll in Bregenz, Österreich, stehen und in der Frontfassadenbreite 57 cm messen, allerdings verbreitert es sich nach hinten dann doch ein wenig. Das schmalste Haus der Welt soll im japanischen Osaka stehen, beherbergt ein Modegeschäft und misst an der schmalsten Stelle 32 cm und an der breitesten 164 cm.

Güldenstraße heute

1908: Viel schönes altes Fachwerk dominierte die Straße. Im Blickpunkt: Die Michaeliskirche.

2015: Gleicher Blickpunkt, aber sonst nicht wiederzuerkennen. Links und rechts: Die Sonnenstraße.

Gaslampen in der Stadt

Betrachten wir die schöne alte Ansicht, fällt uns rechter Hand die Gaslaterne für die Straßenbeleuchtung auf. Seinerzeit hatten sich zwei Varianten der Straßenbeleuchtung durchgesetzt: Gaslampen und elektrische Lampen. Stichwort Preußischer Laternenkrieg: Die Bewohner Preußens wehrten sich um 1730 gegen die neu eingeführte Straßenbeleuchtung, da sie der Meinung waren, die dunkle Nacht schütze sie vor Räubern und Gesindel und die Beleuchtung würde sie zu leicht sichtbaren Opfern machen. Gleichwohl waren Verletzungen durch Stürze und Zusammenstöße in der Nacht häufig. Es kam zu Ausschreitungen, die Öllaternen wurden mit Steinen beworfen und umgestürzt, die aufstellenden Arbeiter angegriffen. Erst die Androhung der Todesstrafe sorgte für die Durchsetzung der Beleuchtung. Im Laufe des 19. Jahrhunderts wurde die Gasbeleuchtung in den Städten eingesetzt (ab 1852 in Braunschweig).Ab 1866 verbreiteten sich durch die Erfindung des Stromerzeugungsdynamos Werner von Siemens' die elektrischen Lampen (1884 die ersten in Braunschweig am alten Hauptbahnhof). Die Gaslampe auf unserer Ansicht wurde durch eine unterirdische Leitung, die an der Hauswand hoch zur Lampe führte, mit Gas gespeist. Wien hatte 1913 über 45.000 Gaslampen – Berlin hat noch 43.500 (Stand 2012). Anfang des 21. Jahrhunderts wurden in Deutschland noch etwa 0,7 Prozent der öffentlichen Straßenlampen mit Gas betrieben. Düsseldorf setzt in historischen Stadtvierteln noch auf das Gaslicht. In Braunschweig ging die letzte Gaslampe 1973 am Syltweg aus.

 

Dieser Artikel ist ein Teil der Magazinreihe „Damals & heute“, herausgegeben von FUNKE Medien Niedersachsen GmbH. Text von Dirk Teckentrup – Ihr Immobilienmakler Braunschweig.

 

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