Damm Braunschweig
Verbindung einer Okerinsel zum anderen Ufer
Der Name kommt daher von der Verbindung einer früheren Okerinsel (Damminsel) zum anderen Ufer. Die städtische Bebauung dürfte vor 1200 begonnen haben, aber erst 1316 ist diese mit den Worten „upme Damme“ bezeugt. Als im Jahr 1472 die Pest wieder in Braunschweig zuschlug, wurden in dieser Straße die Trollbrüder angesiedelt, freiwillige Arme, die sich der Krankenpflege widmeten. 1563 hieß die Ansiedlung Alexiushaus, 1671 Hospital oder Trullhaus. 1748 war es das Zuchthaus, welches 1829 Irrenhaus wurde. Nach dessen Verlegung 1865 nach Königslutter riss man das Haus 1878 bei Anlage der Münzstraße ab.
Seit 1966 Fuẞgängerzone und 1A-Lage
Der Damm ist seit 1966 eine Fußgängerzone und bildet zusammen mit dem Hutfiltern und der Schuhstraße die 1A- Lage für Geschäfte der Braunschweiger Innenstadt. Als erste offizielle Fußgängerzone Deutschlands gilt die Treppenstraße in Kassel, die im November 1953 als solche eröffnet wurde. Zuvor hatte es schon 1927 mit der Limbecker Straße im Essener Stadtzentrum eine „Fahrverkehrsfreie“ Straße gegeben. Vor dem Hintergrund der Zerstörungen des Bombardements im 2. Weltkrieg in den Kernbereichen vieler deutschen Großstädte gingen die Wiederaufbauplaner Westdeutschlands in den 50er und 60er Jahren dazu über, eine verkehrsoptimierte Innenstadt zu errichten. Breite und autogerechte Straßen um die Innenstadt herum und im Kern kurze Wege und schnelle Erreichbarkeit durch öffentlichen Nahverkehr und Fußgängerzonen. Die Parkhäuser und Tiefgaragen an den Schnittkanten der jeweiligen Verkehrsflächen waren integraler Bestandteil des Konzepts. Dieses wurde in den Aufbaujahren bis in die 90er Jahre des vorigen Jahrhunderts auch sehr gut angenommen.
Mittlerweile ist allerdings die Konkurrenz des Online-Handels im Internet immer spürbarer, zusammen mit der Politik vieler Großstädte, die Pkws aus den Stadtzentren ganz zu verbannen und die Parkräume einzuschränken sowie die Entgelte hier massiv zu erhöhen, gehen die Nettoumsätze der Innenstädte zurück. Auch trägt sicher das Kettenkonzept der heutigen dominanten Innenstadtgeschäfte, weniger individuelle Beratung, wie es sie noch früher bei inhabergeführten Geschäften gab, dafür schneller Umsatz großer Mengen an Ware, dazu bei. Der Einkauf wird nicht mehr als Erlebnis mit guten, informativen Kaufgesprächen verstanden, wo der Kunde wirklich noch König ist.
1903: Markisen gegen die Mittagssonne und geschäftiges Treiben auf der Straße.
2017: Fußgängerzone mit Lieferverkehr und fast nur Kettengeschäfte mit uniformen Angeboten.
Schuhwarenhandlung William Strube
Auf der rechten Seite unserer Ansicht von 1903 Ecke Damm/Münzstraße befand sich die Schuhwarenhandlung William Strube. Er machte zur Zeit der Aufnahme eine Ausverkaufsaktion mit Rabatten bis zu 50 Prozent der bisherigen Preise, wohl wegen Geschäftsaufgabe an diesem Ort, da er im Adressbuch von 1904 in der Casparistraße 5 verzeichnet ist. Schuhe waren damals noch teure Anschaffungen, von 10 oder mehr Paar im Schrank konnten die allermeisten Frauen nur träumen. Die Rabattaktionen der Saisonschlussverkäufe wurden 1909 mit der Modifikation des Gesetzes gegen den unlauteren Wettbewerb (ursprüngliche Fassung 1896) reglementiert. Bis dahin hatten nur Werksangehörige und Beamten die Möglichkeit, günstiger Waren bei den Herstellern direkt einzukaufen. Ausnahmen waren die erwähnten Ausverkaufsaktionen wie bei einer Geschäftsaufgabe.
Dieser Artikel ist ein Teil der Magazinreihe „Damals & heute“, herausgegeben von FUNKE Medien Niedersachsen GmbH. Text von Dirk Teckentrup – Ihr Immobilienmakler Braunschweig.