Comeniusstraße Braunschweig

Der Pädagoge Johann Amos Comenius ist Namensgeber

Namensgeber ist der tschechische evangelische Theologe, Pädagoge und Philosoph Johann Amos Comenius. Er lebte von 1592 bis 1670. Comenius musste während des 30jährigen Krieges (1618-48) aufgrund seines Glaubens mehrmals fliehen, wurde darüber hinaus aber auch an die verschiedensten Orte als reformerischer Pädagoge gerufen. Er war drei Mal verheiratet und hatte 6 Kinder. Comenius war sicherlich der größte Pädagoge des 17. Jahrhunderts, im Sinne der Aufklärung richtete er die Erziehungswissenschaft didaktisch und inhaltlich nach den unterschiedlichen Kindheitsphasen aus. Seine Forderungen nach umfassender Allgemeinbildung für alle, auch für Mädchen und sozial Schwache, die Nutzung der eigenen Vernunft, eine gewaltfreie Erziehung und die Menschen zur Menschlichkeit anzuhalten, sind große Ideale und Ziele, die unsere europäischen Gesellschaften in den folgenden Jahrhunderten voran gebracht haben.

Dazu passt, wie wir auf beiden Ansichten rechter Hand sehen, die Grundschule Comeniusstraße, 1903 als mittlere Knabenschule gegründet und 1905 mit 510 Jungen in 11 Klassen an den Start gegangen. Zuerst unterrichteten nur Lehrer, diese wurden zum großen Teil in den 1. Weltkrieg (1914-18) eingezogen (von 19 – 13 Lehrer), so kamen ab 1916 die ersten Lehrerinnen zum Einsatz. Ab 1919 war sie Volksschule. Die Comeniusschule ist den Brandbomben im 2.Weltkrieg am 15.10.1944 nicht zum Opfer gefallen, weil ein tapferer Hausmeister namens Lütge auf dem Dachboden und in den oberen Fluren die Brandnester löschte. Ab 1947 gab es gemischte Jungen- und Mädchen-Klassen. 1974 erfolgte eine Umstellung auf eine Grundschule mit nur 1. bis 4. Klasse. Heute werden ca. 400 Kinder von 36 Lehrern unterrichtete. Seit 2017 ist hier die Abschaffung der Noten durchgesetzt worden. Wenn man über genügend Lehrkräfte verfügt um wirklich jeden Schüler individuell betreuen zu können, mag es sinnvoll sein, dieses ist aber nicht gegeben.

1915: Viele Kinder waren vor der Schule und vor dem Geschäft unterwegs.

2017: Der Blick zum Altewiekring vorbei an der durch die Autos schmalen Straße. Aneinandervorbeifahren ist unmöglich.

Vom Kolonialwarenladen über Tante Emma bis zum Discounter

Linker Hand befand sich 1915 der Kolonialwarenladen von Willi Wielhake – Inhaber Emma Wielhake, die im Übrigen auch den Druck der Ansichtskarte in Auftrag gegeben hat. Kolonialwaren waren in der Zeit sehr beliebt, sie waren exotisch und etwas besonderes und stammten aus den damals vorhandenen Kolonien der europäischen Mächte. Für Deutschland u.a. Deutsch-Südwest-Afrika, Deutsch-Ostafrika oder Togo. Verkauft wurden z.B. Zucker, Tabak, Gewürze, Tee, Reis und auch Kakao. Zudem gab es den Produktenhandel mit den Lebensmitteln des eigenen Landes, diese wurden in den Kolonialwarenläden ebenfalls angeboten. Mit dem 1. Weltkrieg versiegte die Quelle der Kolonialwaren für Deutschland. Wie wir auf dem Foto von 2017 sehen können, ist der Laden längst Geschichte. Er wurde zu einer besser zu vermietenden Wohnung umgebaut. Die Entwicklung der zu bundesrepublikanischen Zeiten spöttisch genannten Tante-Emma-Läden war negativ. Discounter und Supermärkte konnten durch größere Verkaufsflächen, größere Warenmengen und Selbstbedienung den Konsumenten niedrigere Preise bieten. Verbunden mit immer höherer Mobilität der Menschen durch eigene Autos verloren diese Kleinstläden an wirtschaftlichem Boden – bis hin zum Aussterben.  Die Bomben des 2. Weltkriegs ließen die Comeniusstraße relativ unbeschadet, es gab von 42 Häusern nur 3 Totalschäden und 10 mittelschwere bis schwere Schäden.

 

Dieser Artikel ist ein Teil der Magazinreihe „Damals & heute“, herausgegeben von FUNKE Medien Niedersachsen GmbH. Text von Dirk Teckentrup – Ihr Immobilienmakler Braunschweig.

 

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