Bertramstraße Braunschweig

Verbindung einer Okerinsel zum anderen Ufer

Die neueren Forschungen werden zeigen, welchen Hintergrund der Name Bertram hat, ob damit eine Person gemeint war oder eine florale Bedeutung zugrunde liegt.  In der Bertramstraße 7 befand sich eine kaufmännische Berufsschule. Mit dem Aufkommen der Gewerbefreiheit hatte in den 1890ziger Jahren das kaufmännische Unterrichtswesen einen schweren Niedergang erlitten, den auch sogenannte „Handelsschulen“ nicht ausgleichen konnten. Die Industrie- und Handelskammer Braunschweig war eine der ersten in Deutschland, die die Bedeutung der Berufsschule neben der praktischen Lehre erkannte. Die duale Ausbildung, auf die wir zurecht Stolz sein können und um die uns viele Staaten beneiden. Ab 1891 wurden solche Berufsschulen eingerichtet. Federführend dabei war auch der Braunschweiger Unternehmer Max Jüdel (Eisenbahnsignalanstalt Max Jüdel & Co.). 1929 verabschiedete der Braunschweigische Landtag ein Gesetz, in dem auch diese Berufsschulen in staatliche Obhut übergingen, aber der Handelskammer weiterhin Einfluss einräumte.

Seit 1966 Fuẞgängerzone und 1A-Lage

Der Damm ist seit 1966 eine Fußgängerzone und bildet zusammen mit dem Hutfiltern und der Schuhstraße die 1A- Lage für Geschäfte der Braunschweiger Innenstadt. Als erste offizielle Fußgängerzone Deutschlands gilt die Treppenstraße in Kassel, die im November 1953 als solche eröffnet wurde. Zuvor hatte es schon 1927 mit der Limbecker Straße im Essener Stadtzentrum eine „Fahrverkehrsfreie“ Straße gegeben. Vor dem Hintergrund der Zerstörungen des Bombardements im 2. Weltkrieg in den Kernbereichen vieler deutschen Großstädte gingen die Wiederaufbauplaner Westdeutschlands in den 50er und 60er Jahren dazu über, eine verkehrsoptimierte Innenstadt zu errichten. Breite und autogerechte Straßen um die Innenstadt herum und im Kern kurze Wege und schnelle Erreichbarkeit durch öffentlichen Nahverkehr und Fußgängerzonen. Die Parkhäuser und Tiefgaragen an den Schnittkanten der jeweiligen Verkehrsflächen waren integraler Bestandteil des Konzepts. Dieses wurde in den Aufbaujahren bis in die 90er Jahre des vorigen Jahrhunderts auch sehr gut angenommen.

Wohnhaus von Adolf Quensen

Die Bertramstraße 12 war das Wohnhaus des bekannten Braunschweiger Hofdekorations- und Kirchenmalers Adolf Quensen (1851-1911). Seine Werke bestechen durch den historistischen Stil (Historismus – vergangene Kunstepochen, wie Romanik, Gotik, Renaissance in die damalige Gegenwart transformieren). Besonders stechen seine Kirchenmalereien hervor. Aufgrund seiner früh erkannten Begabung erhielt er eine Ausbildung am Collegium Carolinum in Braunschweig sowie anschließend an der Königlichen Kunstgewerbeschule in München. Daran anschließend ging Adolf Quensen 1872/73 nach Wien, um dort Kirchenmalerei zu studieren. Er malte viele Gotteshäuser der Region und anderen Teilen Deutschlands aus. Daneben aber auch Profanbauten wie den Rittersaal der Burg Dankwarderode, dessen Wandmalereien heute noch existieren im Gegensatz zu den Deckenmalereien, die im 2. Weltkrieg zerstört wurden. Wenn Sie Lust haben, können Sie seine erhaltenen oder teils wiederhergestellten Malereien z.B. im Kaiserdom Königslutter, in der Kirche zu Neuerkerode, der Lutherkirche in Bad Harzburg oder der Kreuzkirche in Alt-Lehndorf bewundern. Er malte sogar in den Istanbuler Sultanspalästen Räume aus. Adolf Quensen starb, wie er arbeitete – außergewöhnlich – 1911 an Anämie (Blutarmut – Mangel an roten Blutzellen, dadurch verminderte Sauerstoffaufnahme) in Ägypten. Braunschweig war ein Zentrum der Konservenindustrie, auch in der Bertramstraße 13, später Nr. 19, befand sich seit 1882 die Konservenfabrik Max Koch (gegr. 1881 in der Pflegehausstraße 1). 1905 produzierte die Firma 7 Millionen Konserven. Bis zu 290 Menschen arbeiteten hier. In den 1950er Jahren wurde die Konservenfabrik in die Karl-Schmidt-Straße verlegt und dann 1964 nach Wolfsburg. Heute existiert sie schon lange nicht mehr.

Blickrichtung von der heutigen Kurt-Schumacher-Straße zur Leonhardstraße um 1910.

Ansicht 2017 – die Grundstruktur der Häuser lässt sich wieder erkennen.

Häuser verschiedener Epochen

Das Straßenbild der Bertramstraße, die im Gegensatz zur Nachbarstraße Adolfstraße relativ früh bebaut wurde, ist geprägt durch Häuser verschiedener Epochen, wobei viel Altsubstanz erhalten geblieben ist. Die Schadenskarte der Stadt Braunschweig vom Mai 1945 weist bei 62 vorhandenen Häusern nur einen Totalschaden von 5 Gebäuden aus. Hier findet man ein Fachwerkhaus neben dem Gründerzeithaus und dem Neubau. Aufgrund der Nähe zur Innenstadt, dem grünen Flair der Gärten und der lebendigen Bewohnerstruktur haben wir hier eine sehr gefragte Wohnadresse.

 

Dieser Artikel ist ein Teil der Magazinreihe „Damals & heute“, herausgegeben von FUNKE Medien Niedersachsen GmbH. Text von Dirk Teckentrup – Ihr Immobilienmakler Braunschweig.

 

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