Bammelsburger Straße Braunschweig
Die Bammelsburger Straße liegt im nördlichen Stadtbereich und führt vom Gaußberg zur Wendenmaschstraße. Ihren Namen hat sie von der „Bammelsburg“, einer in diesem Bereich aus dem 15. Jahrhundert befindlichen Wachstation mit Turm, die Teil der Befestigungsanlage Braunschweigs war. Mehrere Gräben vereinigten sich früher hier und bildeten eine Insellage. Der Name Bammel bedeutet im niederdeutschen Angst, Furcht, wir kennen es umgangssprachlich: „Oder hast du Bammel mitzumachen?“ Was diese „Angst“ als namensgebenden Ursprung ausgelöst hat, ist heute ein Rätsel. Vielleicht die furchteinflößende Wirkung der stationierten sieben Kanonen auf eventuelle Angreifer der Stadt, die bis Ölper schossen? Die Bammelsburg war ein unten halbrunder Turm, der nach oben viereckig weiter gebaut wurde und in einer schlanken Spitze auslief. Mit der Entwicklung schwerer Geschütze verloren Mauern ihre Bedeutung als standhafter Sicherheitsaspekt, so auch dieser Wehrturm. Im 18. Jahrhundert wurde er verkürzt und im Obergeschoss eine Atelierwohnung eingerichtet. Es existiert eine Zeichnung um 1790, die die Bammelsburg als im Untergeschoss halbrunden Turmstumpf mit darüber liegendem quadratischen Fachwerkbau mit Walmdach darstellt. Um 1760 richtete der herzogliche Hofmaler J. von Span dort eine Tapetenfabrik ein. Etwa 1830 wurde die Bammelsburg dann abgerissen.
Die Tapete kommt ursprünglich aus dem Orient, in Form von großen Wandteppichen. Die adeligen Würdenträger Europas übernahmen diese, bis ins 18. Jahrhundert hießen sie daher türkische Tapeten. Später kamen aus dem Orient Goldledertapeten. Danach wurden in Europa Stofftapeten aus Brokat oder Damast populär, allerdings nur bei wohlhabenden Herrschaften – für die absolute Mehrheit der Menschen unbezahlbar. Ende des 17. Jahrhundert tauchten die ersten Papiertapeten in Frankreich auf, diese wurden dann der Renner und mit der Zeit auch für weniger vermögende Klientel erschwinglich. Die Tapeten waren noch keine Rollenware, sondern auf Papierquadraten gedruckt. Es gab aber auch hier exklusive Tapeten, die in ganzen Stadtansichten, mythologischen Dramen oder Flusslandschaften die Salonwände zierten: Die Vorläufer der Fototapeten. Diese waren extrem teuer, weil jedes Teilmotiv einzeln mit einem Holzmodel auf das Papier aufgebracht werden musste, für jeden Farbton einmal. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts waren Tapeten in der Farbe Schweinfurter Grün, wegen der Lichtechtheit und Farbintensität, sehr beliebt. Eigenartiger Weise klagten damals viele Menschen über Beschwerden und zeigten Symptome einer Vergiftung bis sich herausstellte, dass das Schweinfurter Grün Arsen als Grundstoff beinhaltete und dieses in die Atemluft abgab. Danach wurde die Farbe in ein Pflanzenschutzmittel umfunktioniert.
Ärmere Leute hatten um 1900 noch Farbanstriche auf den geputzten Wänden wie Sie sie zum Teil noch bei Renovierungsarbeiten in alten Häusern sehen können. Heute geht der Trend, aber nicht aus Kostengründen, wieder zu gespachtelten und glatten Wänden, die mit Farbtechniken bemalt werden, der Kreis schließt sich. Die Bammelsburger Straße wurde in der Zeit zwischen 1889 und 1897 bebaut. Bauherren und Eigentümer waren zumeist Baumeister, aber auch andere Handwerker und sogar ein Zahnarzt (Bammelsburger Straße 17). Bewohner der Häuser waren viele Kaufleute, daneben Ärzte, Beamte und Selbstständige, also Menschen aus dem gehobenen Bürgertum. Die Ansicht aus dem Jahr 1910 zeigt, dass die Häuser mehr Villencharakter hatten und keine uniformen kleinteiligen Mehrfamilienhäuser waren. Seit 1891 verband eine Holzfußgängerbrücke die Bammelsburger Straße mit der Wendenmaschstraße. Im Jahr 1902 wurde die massive Gaußbrücke gebaut. Die Bombardierungen Braunschweigs im 2. Weltkrieg veränderten auch das Gesicht der Bammelsburger Straße, von 17 vorhandenen Häusern waren 1945 nur 2 nicht oder nur leicht beschädigt.
1910 – Bammelsburger Straße – Richtung Wendenmaschstraße: Villenbebauung.
2018 – Bammelsburger Straße, überwiegend Nachkriegsmehrfamilienhäuser.
Dieser Artikel ist ein Teil der Magazinreihe „Damals & heute“, herausgegeben von FUNKE Medien Niedersachsen GmbH. Text von Dirk Teckentrup – Ihr Immobilienmakler Braunschweig.