Augusttor Braunschweig

Das Augusttor, 1730 eröffnet, lag stadteinwärts am Ende der Wolfenbütteler Straße hinter der Oker. Zuvor befand hier etwas weiter westlich das Aegidientor (1728 geschlossen), benannt nach dem seinerzeit in der Nähe liegenden Aegidienkloster. Der Name Augusttor stammt vom Herzog August Wilhelm (1662-1731), der von 1714 bis zu seinem Tod das Herzogtum Braunschweig (nicht die Stadt) von Wolfenbüttel aus regierte

August und Ludwig Rudolf Wilhelm

In dieser Regierungszeit gerieten die Finanzen in gehörige Unordnung und die Steuern wurden auf ein sehr hohes, für die Bevölkerung fast unerträgliches Niveau gebracht. Obwohl August Wilhelm dreimal verheiratet war, hatte er keine Kinder, er war mehr an eigenen Geschlechtsgenossen interessiert. Sein Nachfolger wurde sein Bruder Ludwig Rudolf (1671-1735), der die Finanzen wieder stabilisierte. Rechter Hand der Ansichten liegt der Windmühlenberg, seinen Namen hat er von der von 1784 bis 1830 hier stehenden Mühle. Er war durch zusätzliche Aufschüttung fast 30 Meter hoch und man konnte von ihm die ganze Stadt überblicken. Maler und Künstler (wie z.B. Gustav Frank 1819-86) haben ihn zum Erstellen von Kupfer- oder Stahlstichansichten und Gemälden von Braunschweigs Panorama, sogenannten Veduten –wirklichkeitstreuen Wiedergaben – genutzt. Heute sehen wir ihn als wieder abgetragenen Hügel. Die Straßenführung hat sich durch den Bau der Kurt-Schumacher-Straße in den 1960er Jahren im Zuge der Anbindung an den neuen Hauptbahnhof grundlegend geändert. Auf der Ansicht von 1904 sehen wir rechts hinten das Danne`s Hotel, ein in Braunschweig bekanntes und beliebtes,  1885 vom Gastronom Danne eröffnetes Haus. Zuvor war es das Riedesel Palais (gebaut 1786-88), der ehemalige Besitzer Friedrich Adolf Riedesel, Freiherr zu Eisenbach (1738-1800) war Generalleutnant und Braunschweiger Stadtkommandant, er kämpfte im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg auf Seiten der Engländer. Dieses Dannesche Hotel würde heute, wenn noch vorhanden, mitten auf dem Kennedyplatz stehen, dahinter sieht man heute das Pentahotel.

1904 bot sich ein beschauliches Bild: Von der Brücke über die Oker in die Stadt.

2017: Viel breitere Brücke und durch den Platz und die Ampelanlagen ein Bild der Unruhe.

Das Augusttor wurde zur Kaserne aus- und umgebaut

1806 wurde das Augusttor zu einer Kaserne aus- und umgebaut. Nach Fertigstellung der Husarenkaserne am Altewiekring (heute der große rote Backsteinbau) verwaiste die Augusttorkaserne und wurde abgebrochen. Gerettet wurde der Säulenportikus. Er steht als antike romantische Landschaftsarchitektur im Bürgerpark nahe der Drachenbrücke, bekam allerdings während des Bombardements des 2. Weltkriegs einen Treffer ab und sieht nun wirklich schön verfallen aus. Das Gebäude linker Hand auf der Ecke Augusttorwall/John-F.-Kennedy-Platz, von alten Braunschweigern auch August-Kennedy-Platz genannt, steht auch heute noch. Die große gelbe Neonreklame am Haus „SEPP u. SUSE SUIDA“ (Fahrschule) ist wohl den meisten bekannt. Die erste Fahrschule in Deutschland wurde in Aschaffenburg gegründet. 1904, also genau zur Zeit unserer Ansicht, fand der erste Kurs dieser „Autolenkerschule“ statt. Teilnehmen konnten Männer ab 17 Jahren, die ein amtliches Sittenzeugnis (Führungszeugnis) vorlegten. Gesetzlich vorgeschrieben war ein solcher Kurs zu der Zeit nicht. Man hoffte 1904 auf die positive Wirkung und Werbung für das neue Automobil durch die Ausbildung angehender Chauffeure und Selbstnutzer. Von Sittenstärke und Schulung der Charaktereigenschaften war die Rede. 1906 wurde allerdings dem Leiter der Schule, Herrn Kempf, die Erlaubnis entzogen, weiterhin Fahrer auszubilden, wegen „unsittlichem Benehmen“. Ob nun in seinem beruflichen oder privaten Umfeld ist leider nicht überliefert. Bis 1910 konnte jedermann eine Ausbildung durchführen, sofern er Kenntnis vom Fahren hatte.

 

Dieser Artikel ist ein Teil der Magazinreihe „Damals & heute“, herausgegeben von FUNKE Medien Niedersachsen GmbH. Text von Dirk Teckentrup – Ihr Immobilienmakler Braunschweig.

 

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