Am Bruchtor Braunschweig

Die Straße Am Bruchtor ist eine kleine Verbindungsstraße zwischen dem Bankplatz und dem Friedrich-Wilhelm-Platz. Hinter den Höfen der Südstraße lief im Mittelalter die Stadtmauer entlang. In Höhe der heutigen Straße Am Bruchtor befand sich damals das Südmühlentor nach den schon 1297 erwähnten Südmühlen außerhalb des südlichen Stadtgebietes. Der Name brokdore kommt erst 1531 vor. Er bezieht sich auf die Verbindung zwischen dem Tor und den zwei Brücken, die überquert werden mussten, um die Oker zu überschreiten.

Sumpf und Überschwemmungsgebiet

Brok bedeutet im braunschweigisch-mittelhochdeutschen ein sumpfiges Gelände oder ein Überschwemmungsgebiet. In den Grundbüchern von 1700, im Stadtplan von 1798 und in den Adressbüchern bis 1836 findet sich die Bezeichnung: Vor dem Bruchthore, erst danach hieß es Am Bruchthore.  Auf unserer Ansicht von 1904 sehen wir rechts am Rande des Friedrich-Wilhelm-Platzes das Hotel Kaiserhof, ein seinerzeit hochklassiges Hotel, welches leider den 2. Weltkrieg nicht überstanden hat.

Kaiserhof Filmtheater

Anstelle des Gebäudes entstand ein Nachkriegsbau, in welchem 1959 das Kaiserhof Filmtheater eröffnet wurde. Der Eröffnungsfilm war „Männer über 40“ von den amerikanischen Universal Studios, die 1912 vom deutschstämmigen Carl Laemmle gegründet wurden. Das Filmtheater war ein reines Parkett-Theater mit einer 11 mal 5 Meter großen Leinwand. Es hatte 353 Sesselplätze. Als erstes Braunschweiger Kino gab es hier einen großen offenen Vorraum, in dem sich die Kinogäste aufhalten, Gespräche führen und Snacks essen konnten. Es wurden fast ausschließlich Monumentalfilme und Filme mit Überlänge gezeigt, daher gab es täglich um 16:00 und 20:00 Uhr nur 2 Vorstellungen. Zu dieser Zeit besaßen die meisten Menschen keinen Fernseher, weswegen die Filme über 40 bis 60 Wochen! liefen und die Vorstellungen meist ausverkauft waren. Heute ist im Gebäude ein türkischer Einkaufsmarkt.

1900: Kleine Verbindungsstraße zwischen dem Bankplatz und dem Friedrich-Wilhelm-Platz.

1900: Kleine Verbindungsstraße zwischen dem Bankplatz und dem Friedrich-Wilhelm-Platz.

Braunschweigische Creditanstalt

Auf der linken Seite sehen wir die Braunschweigische Creditanstalt, eine Tochter der Braunschweigischen Bank, die 1871 gegründet wurde, damit die Braunschweiger Bank auch Kreditgeschäfte tätigen konnte, was ihr als Notenbank des Braunschweiger Landes nicht gestattet war. 1905 fusionierten beide Banken zur Braunschweigische Bank und Kreditanstalt AG, diese Bank ging 1920 in der Deutschen Bank auf.Heute ist in diesem Gebäude die Commerzbank ansässig. Die Commerzbank wurde 1870 von hanseatischen Kaufleuten als Commerz- und Disconto-Bank in Hamburg gegründet. Bis zum Jahr 1897 war die Commerzbank nur in Hamburg tätig, erst danach wurden Filialen in Berlin und Frankfurt am Main eröffnet. Durch Fusionen mit anderen Banken erweiterte sie ihr Filialnetz erheblich. Nach 1945 wurden die Großbanken zerschlagen und erst nach 1952 bzw. 1958 entstand die Bank als Commerzbank AG wieder. Nach der Übernahme 2008/2009 der Dresdner Bank ist die Commerzbank die zweitgrößte private Geschäftsbank in Deutschland. Als Folge der Finanzkrise 2007/2008 wurde die Bank teilverstaatlicht, da seinerzeit, um eine Schieflage zu vermeiden, die Commerzbank mit 18,2 Milliarden Euro Steuergeld unterstützt wurde.

 

Dieser Artikel ist ein Teil der Magazinreihe „Damals & heute“, herausgegeben von FUNKE Medien Niedersachsen GmbH. Text von Dirk Teckentrup – Ihr Immobilienmakler Braunschweig.

 

Zurück zur Übersicht